Was ist Mobile Jugendarbeit?

Der Arbeitsansatz "Mobile Jugendarbeit" (MJA) ist wohl einer der spannendsten und abwechslungsreichsten, den die Jugendhilfe zu bieten hat. Was sich dahinter genau verbirgt, erfahrt ihr hier.

"Mobile Jugendarbeit hat das Ziel, die Ausgrenzung und Stigmatisierung von jungen Menschen zu verhindern oder sie zu verringern. Sie bietet deshalb jungen Menschen lebensfeldnahe sozialpädagogische Hilfe an, die ihre soziale Integration fördern sollen und setzt sich für positive Lebensbedingungen für junge Menschen im Gemeinwesen ein."

aus: "Praxishandbuch Mobile Jugendarbeit", LAG Baden-Württemberg e.V. (Hrsg.), Luchterhand 1997.

Auf der Straße unterwegs - für dich, deine Gruppe, deinen Stadtteil

So erklären wir von der MJA Leipzig in unserem Vereinsflyer den Arbeitsansatz in - hoffentlich - allgemein verständlichen Worten:

Zu dir oder zu mir?

Wir sind Streetworker - also kommen wir zu dir! Vielleicht nicht gerade nach Hause, aber zu den Orten, an denen du dich sonst so triffst, z.B. Plätze, Einkaufszentren, Parks oder Jugendclubs. Das bietet dir die Chance, alle möglichen Dinge, die dich im Moment ärgern, traurig oder unsicher machen, mit einem Sozialarbeiter besprechen zu können, ohne gleich in ein Amt oder eine Beratungsstelle gehen zu müssen. Unser Angebot ist natürlich freiwillig - du entscheidest selbst, worüber du mit uns sprechen möchtest.

Wie geht es dir?

Diese Frage wirst du öfter von uns hören. Und sie ist durchaus ernst gemeint. Uns interessiert tatsächlich, ob bei dir momentan alles in Butter ist oder ob es irgendwo klemmt. Wenn du willst, stehen wir dir zur Seite, wenn du gerade kleine oder große Schwierigkeiten zu bewältigen hast. Egal was es ist, wir nehmen uns Zeit für dich und suchen gemeinsam mit dir nach Möglichkeiten, alles wieder ins Lot zu bringen - vertraulich und auf Wunsch auch anonym. Da wir über eigene Räume verfügen, kannst du uns natürlich auch direkt dort aufsuchen.

Elf Freunde müsst ihr sein?

Doch egal, mit wie vielen deiner Freunde du dich regelmäßig draußen triffst, irgendwann werden Themen aktuell, die eure ganze Gruppe etwas angehen: Was können wir gegen Langeweile tun? Wie können wir Ärger mit den Anwohnern vermeiden? Wie gehen wir eigentlich miteinander um? Wenn ihr wollt, unterstützen wir euch dabei, die Antworten auf diese und ähnliche Fragen zu finden und gemeinsam eure Ideen umzusetzen.

Dein Block? Dein Viertel?

Wie gefällt dir eigentlich dein Stadtteil? Hat er genügend Orte, an denen du deine Freizeit verbringen kannst oder wo du Unterstützung her bekommst, falls du einmal welche brauchst? Weißt du, an wen du dich wenden musst, wenn du denkst, dass irgendwas anders werden muss im Viertel? Wir kennen uns im Stadtteil ziemlich gut aus, sind z.B. häufig in den Jugendeinrichtungen unterwegs und sprechen mit allen möglichen Leuten. Diese Kontakte machen es oft einfacher, deine Ideen und Wünsche umzusetzen - und sie helfen auch dabei, die Wogen zu glätten, falls es einmal Stress vor Ort gibt.

 

"Regelmäßiges Streetwork ist unverzichtbarer Bestandteil Mobiler Jugendarbeit. Der Begriff Streetwork beschreibt nicht nur das Aufsuchen von Jugendlichen an ihren Treffs beziehungsweise in ihren sozialen Räumen, sondern stellt das Miterleben und Kennenlernen der Lebenswelt der Jugendlichen sicher."

aus: "Praxishandbuch Mobile Jugendarbeit", LAG Baden-Württemberg e.V. (Hrsg.), Luchterhand 1997.

Mobile Jugendarbeit/ Streetwork kann's!

Wie MJA in fachlich korrektem Terminus beschrieben wird, zeigt der Landesarbeitskreis Mobile Jugendarbeit Sachsen e.V. in seinem Faltblatt:

Mobile Jugendarbeit ist...

ein bedürfnis-, adressat*innen- und sozialraumorientiertes Angebot der Jugendhilfe. Mobile Jugendarbeit als komplexer Handlungsansatz der Jugendhilfe vereint unterschiedliche Methoden und Prinzipien von sozialer Arbeit - Streetwork, Gruppenarbeit, Einzelarbeit, Gemeinwesenarbeit/ Sozialraumorientierung - innerhalb eines sozialpädagogischen Gesamtkonzeptes. Mobile Jugendarbeit umfasst sowohl Leistungen der Jugendarbeit als auch der Jugendsozialarbeit (§11, §13 SGB VIII).

Adressat*innen...

...ausgegrenzte oder von Ausgrenzung bedrohte bzw. benachteiligte junge Menschen sowie junge Menschen, die von anderen Angeboten nicht erreicht werden bzw. diese ablehnen. (i.d.R. zwischen 14-27 Jahren)

Mobile Jugendarbeit/ Streetwork kann's...

Förderung der Integration und Beteiligung; Verbesserung der Lebenssituation junger Menschen; Förderung der Persönlichkeitsbildung und Unterstützung zur Lebensbewältigung; Förderung der demokratischen Bildung; Unterstützung beim Übergang zwischen Schule und Beruf; Förderung eines besser gelingenden und demokratischen Zusammenlebens in Städten und Gemeinden; Förderung der Chancengleichheit für junge Menschen aller Geschlechtsidentitäten; Beiträger zur Verbesserung der Infrastruktur

Mobile Jugendarbeit/ Streetwork bringt's auf den Punkt

...durch individuelle Angebote für Einzelne oder Gruppen werden Ressourcen erschlossen, Handlungsspielräume erweitert, gruppenbezogene Lernprozesse ausgelöst, solidarisches Handeln praktiziert, demokratische Werte und gegenseitige Unterstützung erfahren und das Selbstbewusstsein gefördert.

Mobile Jugendarbeit/ Streetwork denkt weiter

...durch sozialraumorientiertes Handeln, im Sinne von Lobbyarbeit, Netzwerk- und Gremienarbeit, adressat*innen- und ressortübergreifendes Handeln, werden die Rahmenbedingungen, die junge Menschen vorfinden, verbessert.

Grenzen...

Mobile Jugendarbeit gerät hinsichtlich ihrer Zielgruppe dort an ihre Grenzen, wo verinnerlichte extremistische Denk- und Verhaltensweisen sowie damit verbundene feste Gruppenstrukturen eine sozialpädagogische Arbeit im Sinne demokratischer Werte und Normen des Grundgesetzes unmöglich machen.

 

"Mobile Jugendarbeit ist grundsätzlich für alle Probleme zuständig, welche die Jugendlichen mit Hilfe der Mobilen Jugendarbeit lösen wollen. Dies geschieht vor allem im Rahmen alltagsorientierter Beratung. (...) Mobile Jugendarbeit beinhaltet auch die Vermittlung an andere Fachdienste bei weiterführender Begleitung des Jugendlichen."

aus: "Praxishandbuch Mobile Jugendarbeit", LAG Baden-Württemberg e.V. (Hrsg.), Luchterhand 1997.

Orientierungshilfe zur Mobilen Jugendarbeit in Sachsen

Die Orientierungshilfe wurde im Juli 2015 vom sächsischen Landesjugendhilfeausschuss verabschiedet.

In der vorliegenden Orientierungshilfe werden Handlungsansatz, Ziele, Adressat*innen, Arbeitsprinzipien, Methoden, Qualitätsentwicklung und Datenschutz Mobiler Jugendarbeit im Freistaat Sachsen beschrieben. Damit soll einem modernen kindeswohlorientierten Kinder- und Jugendhilferecht Rechnung getragen werden. Die Orientierungshilfe richtet sich vor allem an Mitarbeiter*innen in Projekten der Mobilen Jugendarbeit sowie freier und öffentlicher Träger der Jugendhilfe. Sie möchte unterstützen, das nicht selten auch konfliktträchtige Feld als Herausforderung an sozialpädagogisches Handeln anzunehmen, und gleichzeitig ermutigen, dort, wo es geboten erscheint, neue Projekte der Mobilen Jugendarbeit zu initiieren.

(Weiterleitung zum kompletten PDF-Dokument...)

Fachliche Standards Mobile Jugendarbeit/Streetwork in Sachsen

Der Landesarbeitskreis Mobile Jugendarbeit Sachsen e.V. hat gemeinsam mit den Projekten des Freistaates Fachliche Standards für den Arbeitsansatz entwickelt. Im September 2013 wurden diese auf der Mitgliederversammlung des LAK beschlossen.

(Weiterleitung zum kompletten PDF-Dokument...)

Weiterführende Informationen zum Arbeitsansatz, Literatur und Fortbildungen sind auf den Seiten des LAK Mobile Jugendarbeit Sachsen e.V. zu finden, dem Fachverband für Mobile Jugendarbeit/ Streetwork in Sachsen:

www.mja-sachsen.de

"Mobile Jugendarbeit setzt an den bestehenden sozialen Beziehungen Jugendlicher und ihren jeweiligen Gesellungsformen (z.B. Cliquen, Streetgang, Subkultur) an. Über angebotsspezifische Aktivitäten werden andere Formen von Gruppen gebildet. (...) Erlebnispädagogische Angebote sind Bestandteil von Gruppenarbeit innerhalb der Mobilen Jugendarbeit."

aus: "Praxishandbuch Mobile Jugendarbeit", LAG Baden-Württemberg e.V. (Hrsg.), Luchterhand 1997.

Anbieter Mobiler Jugendarbeit/ Streetwork in Leipzig

Mobile Jugendarbeit wird in Leipzig von mehreren freien sowie dem kommunalen Träger praktiziert. Hier ein Überblick der aktuellen Anbieter mit Verlinkung zur jeweiligen Facebook-Seite:

"Mobile Jugendarbeit arbeitet in einem überschaubaren, örtlich begrenzten Gebiet (Stadtteil, Gemeinwesen, Milieu, Szene). Mobile Jugendarbeit ist nur wirksam im Rahmen eines Gesamtkonzeptes sozialer Einrichtungen im Gemeinwesen. (...) Ein wichtiges Anliegen Mobiler Jugendarbeit ist es, betroffene Jugendliche, Eltern, BürgerInnen im Stadtteil zu aktivieren und Selbsthilfeprozesse zu initiieren."

aus: "Praxishandbuch Mobile Jugendarbeit", LAG Baden-Württemberg e.V. (Hrsg.), Luchterhand 1997.